Aschaffenburg
Die Geschichte der Stadt
Mit dem Thema Aschaffenburg habe ich 1995 im World-Wide-Web begonnen. Davon ist mittlerweile nur noch die Stadtgeschichte übrig geblieben, die als der älteste Teil von dirk-web.de online bleibt.
Aschaffenburg im frühen Mittelalter
Erste Aschaffenburger Ausgrabungsfunde datieren aus dem 3. Jahrhundert. Aschaffenburg ging aus einer alamannischen Wehrsiedlung hervor. Im 7. Jahrhundert wurde ascaphaburg durch den (unbekannten) Geografen von Ravenna beschrieben. Seine Beschreibung Aschaffenburgs als Hauptort der Alamannen bezog sich auf das Aschaffenburg des 5. Jahrhunderts. Die Alamannen wurden gegen Ende des 5. Jahrhunderts nach dem Sieg des Merowingers Chlodwig über die Alamannen von den Franken verdrängt [1]. Funde vom Reihengräberfeldern lassen den Schluss zu, dass Aschaffenburg in der merowingischen Zeit dicht besiedelt war [2].
Die Kapelle im heutigen Ortsteil Nilkheim wurde zwischen 711 und 716 gebaut und dem Heiligen Dionysos geweiht [2+3]. Die Erwähnung des Mainzer Bischofs Regbert in einer Weiheinschrift zeigt, dass Aschaffenburg zum Mainzer Diözesansprengel gehörte [2]. Auch wenn keine Beweise angeführt werden können, darf davon ausgegangen werden können, dass zu dieser Zeit bereits eine Kirche in Aschaffenburg existierte.
Mit dem Ende der merowingischen Herrschaft wurde Aschaffenburg karolingischer Königsbesitz und Sitz eines Köngishofes [1] bzw. einer Pfalz [2]. Die erste Aschaffenburger Burg dürfte sich nicht auf dem Areal des Aschaffenburger Schlosses, sondern auf dem Badberg, im Bereich der heutigen Sackgasse, befunden haben [2]. Es ist wahrscheinlich, dass das Fischerviertel, im Bereich der heutigen Fischergasse angesiedelt, ebenfalls zu dieser Zeit entstanden ist.
Verkehrswege zu Wasser spielten in karolingischer Zeit eine sehr wichtige Rolle. Der Landweg war nicht nur gefährlicher und beschwerlicher, sondern für die Kaufleute auch mit wesentlich höheren Kosten verbunden. Das befestigte Aschaffenburg verfügte neben dem Anschluss an die Wasserstraße Main auch über einen Flussübergang und war Etappenstation des Fernhandelsweges Frankfurt, Aschaffenburg, Rohrbrunn, Lengfurt, Würzburg („Nürnberger Straße“). Die gute geografische Lage ist ein wichtiger Grund für die Bedeutung Aschaffenburgs, die durch enge Beziehungen zum Königshaus noch gesteigert werden konnte [2].
Erzbischof Otgar von Mainz weihte 834 eine Kirche in Nilkheim. Dabei dürfte es sich um einen Neubau der oben genannten, im 8. Jahrhundert erbauten Kirche handeln [2].
Vermutlich im Jahr 869 fand in „castra Ascaphanburg“ die Heirat zwischen Ludwig III. und der sächsischen Grafentochter Luitgart statt. Ludwig III, ein Urenkel Karls des Großen, wurde im Jahr 876 König von Ostfranken. Nach dem Tode ihres Mannes erhielt Liutgart Aschaffenburg als Witwensitz. Sie wurde in der Kirche, aus der die Stiftskirche hervorging, am 30.11.885 beigesetzt [5]. Die Kirche wurde Begräbnisstätte für die königlichen Familienmitglieder.
Das Kollegiatstift St. Peter wurde um die Jahre 947-957 [2] durch den Sohn Kaiser Ottos des Großen, Herzog Liudolf von Schwaben und seiner Frau Ida gegründet. Erst im 12. Jahrhundert erhielt das Stift und die Kirche den heutigen Namen St. Peter und Alexander [6]. Das Stift erzielte beträchtliche Einnahmen aus seinen Besitzungen und den Abgaben der dem Stift verpflichteten Lehensherren. Der Besitz des Stiftes wurde darüber hinaus durch Schenkungen erweitert. Das Stift unterstand nicht dem Stadtrecht sondern dem sog. kanonischen Recht. Die Stiftsherren konnten deshalb Privilegien wie Steuerfreiheit und Unabhängigkeit von der weltlichen Gerichtsbarkeit in Anspruch nehmen.
Die erste urkundliche Erwähnung Aschaffenburgs stammt aus dem Jahr 974. Kaiser Otto II. schenkt auf Bitten Herzog Ottos von Schwaben und Bayern, dem Kollegiatstift zwei königliche Eigenkirchen zum Unterhalt der Kanoniker [1]. Durch seine Förderung konnte die bestehende Kirche zur Stiftskirche ausgebaut werden, die ab etwa 974 vollendet war. Der Bau der Stiftskirche und die Gründung des Kollegiatstiftes lassen den Schluss zu, dass Herzog Liudolf, Herzog Otto und dessen Onkel, Kaiser Otto II., Aschaffenburg eine große Bedeutung beigemessen haben.
Herzog Otto, der mit dem Mainzer Erzbischof Willigis korrespondierte und einen regen Gedankenaustausch mit dem Kirchenfürsten führte, starb im Jahre 982 kinderlos während eines Feldzuges in Italien. Sein Leichnam wurde nach Aschaffenburg überführt und ebenfalls in der Stiftskirche beigesetzt.
Nach dem Tode des Herzogs übernahm das Erzstift Mainz, dem Testament des verstorbenen Herzogs entsprechend, das Stift, die Stadt Aschaffenburg und das ihr zugehörende Gebiet. Damit konnte sich das Erzstift Mainz gebietsmäßig erheblich vergrößern und seine Machtbefugnisse ausdehnen. Erzbischof Willigis, der auch den Mainzer Dom erbauen ließ, erhielt auch den weltlichen Titlel des Erzkanzlers, der auch auf seine Nachfolger überging. Der Mainzer Erzbischof war als Erzkanzler des Reiches einer der sieben Kurfürsten, die den König wählten.
Erzbischof Willigis kümmerte sich um die verkehrsmäßige Erschließung. Während seiner Regierungszeit wurde 989 die erste Holzbrücke über den Main gebaut, die damals einzige zwischen Frankfurt und Würzburg. Durch den Brückenbau verschaffte sich Aschaffenburg den Rang einer Zollstätte und kam sehr wahrscheinlich den Genuss von Zolleinnahmen. Nachweisbar ist die Erhebung von Durchgangszöllen erst mit der kaiserlichen Anordnung im Jahr 1157.
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Aschaffenburg im Hochmittelalter
Die Nachfolger von Bischof Willigis zeigten kein besonderes Interesse an Aschaffenburg. Erst von 1120-1122 erneuerte Erzbischof Adalbert I. im Verlauf des Investiturstreits die Befestigungsanlagen der Stadt [1]. Im Zuge der Befestigung wurde auch die Burg auf dem heutigen Schlossplatz errichtet [1,2]. Nach [5] wurde die Burg erst um 1220 errichtet. Adalbert I. setzte erstmals einen Vizedom (auch Viztum) als seinen Vertreter ein. Gleichzeitig wurden die Ämter des Stadtschultheißen als Vorsitzender des Stadtgerichts und des Kellers als Vertreter des Vizedoms und Stadtkämmerer geschaffen. Der Stadtschulheiß war als erzbischöflicher Vertreter der Vorsitzende eines Stadtgerichts, dem noch 12 Schöffen aus dem Bürgertum angehörten. Der Keller war mit der Leitung des Finanzwesens betraut und Stellvertreter des Vizedoms.
In einer Urkunde des Erzbischofs Heinrich I. aus dem Jahr 1144 wird erstmals ein Aschaffenburger Marktplatz erwähnt [5].
Kaiser Friedrich I. Barbarossa ordnete 1157 die Aufhebung der Mainzölle an. Nur Aschaffenburg, Frankfurt und Neustadt am Main konnten ihre Zollstätten behalten.
Im Jahr 1160 wird vom Erzbischof Arnold von Selenofen ein Münzmeister eingesetzt. Zwischen 1161 und 1173 erhält Aschaffenburg unter Bischof Konrad von Wittelsbach die Stadtrechte [2] sowie die Befreiung von der Leibeigenschaft.
Nach Carsten Pollnick [5] wurde von 1168 bis 1171 die Kirche St. Agatha erbaut. Anderen Quellen zufolge [7] ließ Markolf von Mainz, Erzbischof und Stiftspropst in Aschaffenburg, die Kirche St. Agatha erbauen. Markolf regierte als Erzbischof ab dem Jahr 1141 und verstarb am 09.06.1142. Sehr viel wahrscheinlicher ist die Gründung von St. Agatha in der zweiten Amtszeit von Erzbischof Christian I. von Buch (1165-1183). Erbaut wurde St. Agatha „außerhalb der Stadtmauern“ (extra muros) in der sogenannten Unterstadt, da das Wachstum der Stadt einen Bau innerhalb der Stadtmauern nicht mehr zugelassen hat.
Die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau (Muttergottespfarrkirche) wird im Jahr 1183 erstmals urkundlich erwähnt [5]. In einer Urkunde, ausgestellt von Papst Lucius III. aus dem Jahre 1184, in der die Besitzungen des Kollegiatstiftes bestätigt werden, wird auch über die beiden Aschaffenburger Stadtpfarreien – Muttergottespfarrei und Pfarrei St. Agatha – berichtet. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die innerhalb der Stadtmauern liegende Muttergottespfarrkirche erst nach St. Agatha oder zur gleichen Zeit erbaut wurde. Zuerst dürfte der Platz in der Stadt ausgenutzt worden sein, bevor ein Bau vor den Toren der Stadt in Auge gefasst wurde. Roman Fischer nennt deshalb für die Muttergottspfarrkirche als spätesten Baubeginn das Jahr 1150 [2].
In der o. g. Papsturkunde wurde die Pfarrkirche dem Prior des Stiftes unterstellt. Den Aschaffenburgern ist damit das in anderen Städten häufig erteilte Recht, den Pfarrer durch die Bürgerschaft zu wählen, verwehrt worden [15].
Aschaffenburg im Spätmittelalter
Aus einer Urkunde, die Erzbischof Siegfried II. von Eppstein 1219 ausgestellt hat, geht hervor, dass Aschaffenburg zu dieser Zeit die Steuer- und Wehrhoheit besaß. Die Stadt erhob Steuern, verpflichtete die Bürger zu Wachdiensten und Mitarbeit an öffentlichen Arbeiten. Bau und Unterhalt der Stadtbefestigung mussten von der Bürgerschaft übernommen werden. Die Angehörigen des Stifts waren von diesen Pflichten ausgenommen [2].
In einem Dokument aus dem Jahr 1229 sind eigene Aschaffenburger Münzen und Maße (z. B. Malter = 138,872 Liter) erwähnt, was auf eine weitgehende Autonomie der städtischen Gemeinde schließen lässt [5]. Um das Jahr 1220 ließ der Stiftsdekan Godeboldus den ersten Weinberg auf dem Godelsberg anlegen.
Das Dorf Damm wurde 1232 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damm war kein Bestandteil Aschaffenburgs, die Dämmer Bürger waren aber mit den gleichen Rechten und Freiheiten ausgestattet wie die Stadtbewohner. Einwohner aus Damm konnten das Aschaffenburger Bürgerrecht erwerben, ohne ihren Wohnsitz in Damm aufgeben zu müssen.
Im Herbst 1238 besuchte Kaiser Friedrich II. Aschaffenburg, um in der Stadt die Verlobung seiner Tochter Margaretha mit Landgraf Hermann II. von Thürigen zu feiern [2].
Ab dem Jahr 1240 ist ein Siegel für die Stadt Aschaffenburg nachweisbar. Es zeigt den heiligen Martin als thronenden Bischof ohne Mitra, mit Krummstab innerhalb einer Torarchitektur [2]. Der Einsatz eines Aschaffenburger Siegels zeigt, dass neben der Verwaltung durch den erzbischöflichen Schultheiß eine städtische, bürgerliche Verwaltung existierte.
Erzbischof Christian II. von Weisenau befreite 1249 die Bewohner des Dorfes Hagen (=Schweinheim) vom Einfluss der Vögte und verlieh ihnen die Rechte und Pflichten der Aschaffenburger Stadtbevölkerung [5].
1250 wurde der Chor der Stiftskirche vollendet und das Elisabethenhospital gegründet. 1220-1260 wurde der spätromanische Kreuzgang der Stiftskirche gebaut [8].
Erzbischof Gerhard I.Wildgraf von Dhaun schloss sich 1254 dem Rheinischen Bund an, Aschaffenburg trat im Jahr 1255 dem Städtebund bei [2].
1262 verfügte Erzbischof Werner von Eppstein, dass der Stiftsprobst nur noch aus den Mitgliedern des Mainzer Domkapitels gewählt werden durfte und hob die Residenzpflicht des Probstes in Aschaffenburg auf. Das Stift verlor damit das verbriefte Recht der freien Probstwahl. Im Jahr 1273 wurde die Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau dem Stift angegliedert. 1279 wurde auch St. Agatha und die Pfarrkirchen von Obernburg und Sailauf dem Stift zugeschlagen [5]. Für das Stift führte die Inkorporation der Kirchen zu höheren Einnahmen und für die Stadt war ein Einfluss auf die Besetzung der Pfarreien ausgeschlossen [2].
Die erste Provinzialsynode der Mainzer Kirchenprovinz fand 1282 in Aschaffenburg statt. Weitere Kirchenversammlungen fanden in den Jahren 1292, 1338, 1431, 1448 und 1455 statt.
Der Unmut über die Abgabefreiheit und anderer Privilegien der Stiftsherren wuchsen sich 1304 zum offenen Aufruhr und zu Gewaltaktionen der Aschaffenburger Bürger gegen das Kollegiatstift aus. Die Häuser und Höfe der Stiftherren wurden geplündert, die Kanoniker eingesperrt. Der Aufstand wurde vom erzbischöflichen Schultheiß Heinrich Ruschebusch angeführt, der offensichtlich mehr an höheren Steuereinnahmen für die Stadt als am Schutz der Stiftsgeistlichkeit interessiert war [2]. Bürgerschaft und Stadt mussten sich einem Schiedsverfahren unterwerfen, in dem der Konflikt im Sinne der Stiftsgeistlichkeit beigelegt wurde [1]. Das Gericht bestätigte die Privilegien der Kanoniker in vollem Umfang, die Aufständischen gingen gegen Abgabe einer Unterwerfungserklärung straffrei aus
Ein Aschaffenburger Brotmarkt wurde 1311 erstmals urkundlich erwähnt. An der Außentreppe der Stiftkirche verkaufte der Stiftspistor das Brot, während die Bäcker ihre Waren an der Einmündung heutigen Stiegengasse in die Dalberstrasse anboten [5].
1317 erhebt König Ludwig IV. der Bayer das Dorf Obernburg zur Stadt. Die Urkunde wurde in Aschaffenburg ausgestellt [5].
Im Jahr 1331 wird erstmals ein Bürgermeister und ein Stadtrat in Aschaffenburg erwähnt [1]. Der gemeinen Bürgerschaft, d. h. den Handwerkern, stand keine politische Einflussnahme zu. 1332 kam es abermals zu einem Aufstand gegen das Stift, der niedergeschlagen wurde. Eine jüdische Schule wurde im Jahr 1345 beurkundet [5].
1346 erließ Erzbischof Heinrich III. von Virneburg ein neues Stadtrecht. Unter seiner Herrschaft wurde die Stadtbefestigung verstärkt und die Unterstadt St. Agatha in die Stadtmauer einbezogen [2]. Bischof Gerlach von Nassau bestimmte in der Stadtordnung von 1360 genauer das rechtliche Gefüge in der Stadt [5]. Der erzbischöfliche Keller bekam einen Sitz und ein Vetorecht im Rat, die gemeine Bürgerschaft konnte 4 Vertreter in den Rat wählen. Die Stadt hat 1353/60 für 65 Heller [6] das Haus des Edelknechtes Gundelwin von Rieneck in der heutigen Dalbergstraße gekauft und zum Rathaus umgebaut. Nach 1373 wurde das Fischerviertel in den Befestigungsgürtel der Stadt eingeschlossen [6].
1408 wurde die Mainbrücke durch schweren Eisgang zerstört. Erst 1430 wurde unter Erzbischof Conrad II. von Weinsberg eine neue steinere Mainbrücke gebaut.
1424 kam es zu einem Vertrag zwischen Erzbischof Konrad III. von Dhaun (1419-1431) mit Ludwig von der Pfalz-Bayern, der in Aschaffenburg abgeschlossen wurde. Dabei wurde vereinbart, zur Erleichterung des Handels eine gemeinsame Münze in Miltenberg und Heidelberg zu prägen [5].
Erzbischof Theoderich Schenk von Erbach (1434 bis 1459) erweiterte den Mauerring im Bezirk nördlich der Burg, auf dem heute das Kapuzinerkloster steht. [1,5] Das Stadttor zum Mainufer erhielt seinen Namen (Theoderichstor).
Zu diesem Zeitpunkt hat Aschaffenburg bereits den Umfang erreicht, der bis ins 19. Jahrhundert im wesentlichen beibehalten wurde und der dem „eigentlichen Grundriss der Stadt Aschaffenburg“ von Merian aus dem Jahr 1646 entsprach [2].
Theoderich Schenk von Erbach starb am 6. Mai 1459 in Aschaffenburg und wurde in der Stiftskirche St. Peter und Alexander beerdigt.
Aschaffenburg in der Neuzeit
Der kunstsinnige Kurfürst Albrecht von Brandenburg (1490-1545) holte im frühen 16. Jahrhundert viele berühmte Künstler in die Stadt, darunter Matthias Grünewald, Lukas Cranach und Peter Vischer. Auch Albrecht Dürer, Simon Franck und Hans Baldung Grien erhielten Aufträge von Albrecht. 1510 machte er Aschaffenburg zur Zweitresidenz der Mainzer Stadtherren.
Albrecht von Brandenburg, der zweite Sohn des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg, erhielt die Priesterweihe ohne Theologiestudium. Im Alter von nur 23 Jahren wurde er Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt. Schon ein Jahr später wurde er auch Mainzer Erzbischof und 1518 bereits Kardinal. Als Reichskanzler prägte er auch stark die Politik seiner Zeit. Diese Ämterhäufung, die nach dem Kirchenrecht eigentlich unzulässig war, musste sich Albrecht mit erheblichen Dispenskosten erkaufen, die von Jakob Fugger vorfinanziert wurden.
Mit dem von Papst Leo X. zugesprochenen Ablassmonopol für Deutschland („Petersablass“) war Albrecht jedoch in der Lage, seinen Schuldenberg abzutragen, da der Erlös aus dem Ablass nur zur Hälfte an die Kurie nach Rom ging, die damit den 1505 unter Papst Julius II. begonnenen Bau von St. Peter mitfinanzierte. 1519 ließ er sich seine Stimme für Karl V. bei der Kaiserwahl teuer bezahlen.
Die 1515 begonnenen Ablassverkündigungen führten letztendlich zum Ausbruch der Reformation. Vor allem die Umtriebe des berüchtigten Dominikaners Johann Tetzel, der auf Grundlage der von Albrecht erarbeiteten Instruktionen den Ablasshandel betrieb, ließen Martin Luther zu der Überzeugung kommen, dass Ablässe nicht mit der Bibel in Einklang stehen. Luther schickte Albrecht von Brandenburg 1517 seine Ablassthesen, bevor sie öffentlich verbreitet wurden. Zuerst nahm Albrecht gegenüber der Reformation eine gemäßigte Haltung ein und versuchte im Glaubensstreit mit Martin Luther vermittelnd auf alle Parteien einzuwirken. Später wurde er wurde er ein entschiedener Gegner der Reformation und holte 1541 die Jesuiten das Mainzer Erzbistum, die sich 1612 auch in Aschaffenburg niederliesen.
1520 brach die Pest in Aschaffenburg aus [1].
1525 beteiligten sich die Aschaffenburger Bürger am Bauernkrieg. Durch die vom Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg daraufhin erlassene „Albertinische Ordnung“ verlor die Stadt nahezu alle Rechte und Freiheiten. Aschaffenburg erholte sich nur schwer von dieser Bestrafung. Auch die Führung eines Wappens war der Stadt nicht mehr erlaubt. Bis zur Verleihung des alten Wappens durch König Ludwig I. 1836 wurde im Aschaffenburger Siegel lediglich ein „A“ dargestellt. Die Kompetenzen des Bürgermeisters wurden auf den Stadtschultheißen übertragen, das Bürgermeisteramt wurde aufgelöst.
1533 wütete die Pest abermals in der Stadt.
1543/44 begann Albrecht von Brandenburg mit dem Bau der Kirche zum heiligen Grab, um den Beginen für die Pflege eines an Pest erkrankten Freundes zu danken [6]. Diese Kirche wurde neben dem Schwesternhaus der Beginen errichtet, die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in einem Haus im damaligen Tiergarten, dem heutigen Schöntal, lebten. Die Beginen werden erstmals am Ende des 13. Jahrhunderts in Aschaffenburg erwähnt. Die Kirche war ursprünglich als großzügiger Bau mit 5 Altären geplant.
Für die Ausgestaltung war der Kirche wurde auch der Maler Mathias Grünewald (Mathis Gothard-Nithart) beauftragt. Die chronische Finanznot des Erzbischofs zwang jedoch zu einem kleineren Bau [1]. Die Kirche zum heiligen Grab war beim Tod Albrechts noch nicht fertig gestellt. Die angefertigten Gemälde wurden zur Schuldentilgung aus der Kirche entfernt. Das Grünewald-Gemälde „Die Beweinung Christi“ wurde in die Stiftskirche gebracht.
Der Lokalhistoriker Heinrich Fußbahn, geht davon aus, dass der Erzbischof die Kirche zum Heiligen Grab zur standesgemäßen Absicherung seiner Lebensgefährtin Agnes Pleß, eine von mindestens drei sicher nachzuweisenden Lebensgefährtinnen des Kirchenfürsten, errichten ließ [9]. Agnes Pleß wurde nach dem Tod Albrechts monatelang eingesperrt und floh schließlich ins protestantische Frankfurt, wo sie 1547 nach ihrer Heirat starb.
1547 wird die Stadt durch den Grafen von Oldenburg besetzt und ausgeplündert. Während des Schmalkaldischen Krieges wurde Aschaffenburg durch die Truppen des Markgrafs Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Jahr 1552 zerstört. Die Burg brannte nach der Plünderung durch die Soldaten nieder. Auch die Heilig-Grab-Kirche der Beginen und zahlreiche Häuser wurden zerstört.
1579 erhielt der erste Bierbrauer Aschaffenburgs, Hans Lhon aus Schmalkalden, das Bürgerrecht verliehen [5].
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann auch in Aschaffenburg die Zeit der Hexenverfolgung, der vor allem Frauen zum Opfer fielen. Der Stadtschultheiß Dr. Nikolaus Georg Ritter von Reigersberg war Vorsitzender der Hexengerichte in Aschaffenburg, Großkrotzenburg, Wörth und Mönchberg [1]. Da auch begüterte Bürger der Hexerei angeklagt wurden, war die Hexenverfolgung für die beteiligten Richter und Schöffen, vor allem aber für den Stadtschultheißen, ein einträgliches Geschäft. In der heutigen Friedrichstraße, auf Höhe des jetzigen Sparkassengebäudes stand bis 1870 der Hexenturm, der wohl für die Inhaftierung der Verurteilten benutzt wurde.
Es ist anzunehmen, dass die zur Abgabe von Geständnissen üblichen Folterungen im Zent- oder Folterturm an der Agathakirche vorgenommen wurden. Dieser Turm war ebenfalls Teil der Befestigungsanlage und diente auch als Hauptgefängnis.
Erzbischof Johann Philipp von Schönborn beendete die Hexenverfolgung im Kurfürstentum. Die letzte Hexenverbrennung in Deutschland fand sehr viel später statt. Am 4. April 1775 wird im Stift Kempten im Allgäu Anna Schwegelin „wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft“ als letzter Hexe in Deutschland der Prozess gemacht.
Der Wiederaufbau der im Schmalkaldischen Krieg zerstörten Stadt ging nur langsam voran. Erst 1605 beschloss Kurfürst Johann Schweickard von Kronberg (Amtszeit 1604-1626), an der Stelle der niedergebrannten Burg ein neues Schloss zu bauen.
Der Straßburger Baumeister Georg Ridinger wurde mit dem Bau beauftragt. Das Schloss entsprach dem Grundriss der Burganlagen, sollte jedoch keine Verteidigungsaufgaben erfüllen, sondern vor allem die Macht und Größe des Mainzer Kurfürstentums repräsentieren. Der heute noch erhaltene Bergfried aus dem 14. Jahrhundert wurde in die neue Schlossanlage mit einbezogen.
1606 brach eine Pestepidemie in Aschaffenburg und Damm aus.
Im Jahre 1614 wurde das Schloss feierlich eingeweiht. Über 900.000 Rheinische Gulden wurden für den Bau des Schlosses ausgegeben. Zur Finanzierung musste der Erzbischof Anleihen in Nürnberg, Frankfurt und Mainz aufnehmen. Sehr wahrscheinlich wurde auch das im Rahmen der Hexenprozesse beschlagnahmte Vermögen zur Finanzierung des Schlosses verwendet.
Der Jesuitenorden gründete mit Genehmigung von Kronbergs 1612 eine Niederlassung in Aschaffenburg. Mit finanzieller Unterstützung des Kurfürsten wurde 1619 mit dem Bau der Jesuitenkirche und des Kollegs begonnen. Die Jesuitenkirche wurde 1621 zu Ehren der „Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht [10]. Der Orden führte auch das Gymnasium, die Jesuitenkirche war deshalb auch Studienkirche der Schule.
1620 haben sich die Kapuziner in Aschaffenburg niedergelassen und ein Haus an der Muttergottespfarrkirche bezogen. 1622 schenkte Johann Schweickard den Kapuzinern einen Teil des Schlossgartens. Auf dem Schurz wurde ab 1626 mit der Errichtung von Kirche und Kloster begonnen.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde die Stadt 1631 durch Gustav II. Adolf von Schweden eingenommen. Die Stadt blieb nach der Flucht des Vizedoms und der Stiftsherren von der Zerstörung verschont, nachdem die Bürger 8.000 Reichstaler an den Schwedenkönig gezahlt hatten [1]. Zum Vergleich: Das bayerische Freising musste sich mit einer Kontribution von 20.000 Reichstalern von der Plünderung freikaufen, die Stadt München mit 20.000 Einwohnern musste 300.000 Reichstaler aufbringen [11].
Nach einer Legende rettete der Guardian der Kapuziner, Pater Bernhard von Trier, die Stadt vor den Schweden. Er soll Gustav Adolf auf der Mainbrücke entgegengegangen sein und dem König die Stadtschlüssel überreicht haben. Nachdem er die Stadt übernommen hatte, ließ der schwedische König vernehmen, dass er es sehr schade fände, das erst wenige Jahre zuvor fertiggestellte Schloss niederbrennen zu müssen, da er es leider nicht mit nach Schweden nehmen könne. Der Kapuziner meinte jedoch, er könne dies durchaus tun, er müsse es einfach dorthin rollen. Fragend runzelte Gustav Adolf die Stirn und der schlaue Pater verwies auf die unter jedem der zahlreichen Fenster eingemeißelten Räder (das Mainzer Wappen). Daraufhin musste der König lachen und verzichtete auf eine Zerstörung [12].
Bis 1634 wurde eine schwedische Verwaltung eingerichtet. 1635 brach in Aschaffenburg als Folge des Krieges abermals die Pest aus. Die Stadt wurde gegen Ende des Krieges abwechselnd von schwedischen, kaiserlichen, spanischen, französischen und bayerischen Truppen besetzt. 1648 unterzeichnete der Stadtschultheiß Dr. Nikolaus Georg Ritter von Reigersberg im Auftrag des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn den Friedensvertrag von Münster.
Trotz Steuererleichterungen für Zuwanderer wurde die Bevölkerungszahl vor Kriegsausbruch mit etwa 3.000 Einwohnern erst ca. 100 Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wieder erreicht.
1651 stirbt Nikolaus Georg Ritter von Reigersberg in Frankfurt. Sein Leichnam wird nach Aschaffenburg überführt und in der Muttergottespfarrkirche beigesetzt.
672 wurde Melchior Friedrich Graf von Schönborn, von seinem Onkel, Erzbischof Johann Philipp von Schönborn zum Vizedom berufen. Nach Plänen des Kapuzinerpaters Matthias von Saarburg ließ Melchior Friedrich Graf von Schönborn von 1673 bis 1681 den Schönborner Hof erbauen.
Anfang Oktober 1673 wird die Stadt von französischen Truppen unter dem Marschall Henri de Latour d’Auvergne, Vicomte de Turenne besetzt. Am 20. Oktober fliehen die Franzosen vor der heranrückenden kaiserlichen Armee unter Raimondo Montecuccoli und hinterließen ein verwüstetes Aschaffenburg [5].
Der Mainzer Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim verlieh 1685 das erweiterte Marktrecht. Damit konnte neben Samstag auch am Mittwoch Markt abgehalten werden.
Der Comte de Guise belagerte mit einem französischem Korps im August 1688 Aschaffenburg. Am 25. November wird die Stadt vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. eingenommen.
1695 verstarb Anselm Franz von Ingelheim in Aschaffenburg. Sein Körper wurde in der Stiftskirche, sein Herz im Mainzer Dom und seine Eingeweide („Intestina“) in der Kirche St. Gangolf bestattet [5].
Sein Nachfolger, Lothar Franz von Schönborn (Amtszeit 1694-1729), veranlasste 1726 den Neubau des Gymnasiums, das 1729 fertiggestellt wurde.
Kurfürst Phillip Karl zu Eltz ernannte Joseph Franz Bonaventura Graf von Schönborn 1733 zum Vizedom.
1743 wurde das Schloß Hauptquartier der Pragmatischen Armee im Österreichischen Erbfolgekrieg. Bei Dettingen besiegten die Engländer unter Georg II. von Großbritannien mit den verbündeten Hannoveranern und Österreichern die Franzosen.
1748 führten Verhandlungen zwischen dem Kurfürsten und Reichserzkanzler Johann Friedrich Carl von Ostein und Franziska von Hauser, der Münchner Generaloberin des Instituts der Englischen Fräulein, zur Gründung einer Niederlassung in Aschaffenburg. Die Filiale des Schulordens bestand zunächst aus 4 Schwestern, die sich in einer Wohnung eines Hauses am Stiftsberg niederließen. Mit Unterstützung des Grafen Schönborn erfolgte 1750 ein Umzug die Schwestern in ein Haus in der Webergasse.
1764 kauften die Schwestern ein Haus in der Strickergasse. Die Schwester des Stiftskanonikers und erzbischöflichen Kommissarius Dr. Christian Stadelmann, Cornelia Stadelmann, verfügte 1784, dass die Zinsen ihrer reichen Stiftung an das Aschaffenburger Kollegiatstift für die Ausbildung von Mädchen zu verwenden sind. Der Frauenorden verfügte damit über genügend Mittel, die einen Ausbau des Hauses erlaubten [14].
1755 führte Johann Friedrich Carl von Ostein das Allgemeine Mainzer Landrecht ein und schaffte damit das bisherige Orts- und Gewohnheitsrecht („Landbrauch“) ab [5].
Die Sandkirche mit ihrer reichen Rokokoausstattung wurde 1756 als Wallfahrtskirche erbaut [6] und 1757 von Weihbischof Christoph Webel geweiht.
1768 wurde unter Erzbischof Emmanuel Joseph von Breidbach-Bürresheim mit dem Neubau der Muttergottespfarrkirche begonnen, der 1775 beendet und von Friedrich Karl Joseph von Erthal geweiht wurde. Vom Vorgängerbau blieb der romanische, oktogonale Turm mit seiner gotischen Spitze erhalten. Der Neubau wurde aus Platzgründen 90 Grad gedreht, sodass die Kirche heute in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet ist. Sie wurde als barocker Saalbau mit eingezogenem Chorraum erbaut. Finanziert wurde der Bau durch den Stiftskanonikus und Christian Stadelmann und dessen Schwester Cornelia [15].
1773 verbot Papst Clemens XIV. mit der Bulle Dominus ac redemptor noster den Jesuitenorden. Auch in Aschaffenburg veranlasste Erzbischof Joseph von Breidbach-Bürresheim die Schließung des Jesuitenkollegs und die Vertreibung der Jesuiten aus der Stadt.
Unter Friedrich Karl Joseph von Erthal (Amtszeit 1774-1802), dem letzten der mächtigen Kurfürsten von Mainz, wurden nochmals einige bedeutende Bauvorhaben realisiert. 1775 weihte er den Neubau der Muttergottes-Pfarrkirche ein. Während seiner Regentschaft wurde 1776 der Park Schönbusch und 1778 der Park Schöntal und die Fasanerie angelegt. Bei der Umwandlung des Schöntals vom Tiergarten zum englischen Landschaftspark wurde die Ruine der Beginenkirche als Parkstaffage einbezogen. Auch die Anlage des Schlossgartens und der Abriss von nicht mehr benötigten Toren bzw. Türmen der Stadtbefestigung zur Erweiterung der Stadt wurde durch Erthal veranlasst.
Das Ende der Mainzer Herrschaft
Nachdem am 1. März 1792 Kaiser Leopold II. verstarb, krönte Erthal dessen Nachfolger Franz II. in Frankfurt. Anschließend fand in der Mainzer Favorite, der Sommerresidenz der Mainzer Erzbischöfe, der letzte Fürstentag des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation statt. Kurz zuvor hatte das Reich dem revolutionären Frankreich den Krieg erklärt. Erthal schloss sich dem Bündnis trotz Warnungen an [13].
Noch im Jahr 1792 musste Erthal vor dem französischen Heer aus seiner Residenzstadt Mainz fliehen. Nachdem der Versuch Preußens und Österreichs, die Französische Revolution durch eine militärische Invasion zu stoppen, bei Valmy am 20.9.1792 gescheitert war, rückten die Franzosen in Richtung Mainz vor. Am 19.10.1792 hatten sie die Stadt umringt und bereits am 21.10. wurde die Stadt kampflos übergeben.
Der Erzbischof flüchtete mit seinem Hofstaat und Beamten nach Aschaffenburg und kehrte 10 Monaten später wieder nach Mainz zurück.
1794 wurde Mainz erneut von den Franzosen besetzt. Erneut flüchtete von Erthal nach Aschaffenburg. Damit wurde Aschaffenburg für die kurze Zeit bis 1802 zur einzigen Residenz der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz. Die Hofbibliothek mit ihren reichen Beständen an Handschriften und Frühdrucken wurde aus der Mainzer Dombibliothek in das Schloß Johannisburg überführt.
Die erste Papiermühle wurde 1796 durch Melchior Kaufmann an der Aschaff errichtet und bildete den Grundstein der Aschaffenburger Papierfabrikation, die bis heute eine große Rolle spielt.
Im gleichen Jahr wurde auch Aschaffenburg von französischen Truppen kurzfristig besetzt, die von der kaiserlichen Armee nach Kämpfen in der Stadt besiegt werden konnte. 1800 wurde Aschaffenburg abermals von den Franzosen besetzt [5].
Im von Napoleon initiierten Konkordat von 1801 wurde das Bistum Mainz neu festgelegt und dem Bischof Joseph Ludwig Colmar übergeben. Die seit 1767 bestehende Privilegierte Mainzer Zeitung wurde im Mai 1801 nach Aschaffenburg verlegt und erhielt den neuen Namen Aschaffenburger Zeitung. Am 22. Juni starb der Dichter und Hofbibliothekar Heinrich Heinse.
Erthal resignierte am 4. Juli 1802 von allen Ämtern und übergab sie dem Kurfürsten und Erzbischof Karl Theodor von Dalberg. Wenig später, am 25. Juli 1802 starb Erthal in Aschaffenburg und wurde in der Stiftskirche St. Peter und Paul begraben.
Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 machte mit dem geistlich regierten Mainzer Staat ein Ende. Karl Theodor von Dalberg, der nach Erthals Tod noch als Erzbischof sein Amt antrat, musste die von Napoleon erlassenen Gesetze respektieren. Allerdings konnte als einziger der geistlichen Herrscher die Reste seines Fürstentums behalten. Für das nunmehr französische Mainz erhielt er zum Ausgleich die Städte Wetzlar und Regensburg.
Er amtierte nur noch als „Kurerzkanzler“ des Fürstentums Aschaffenburg und des Fürstentums Regensburg sowie als Erzbischof von Regensburg. Mit der Säkularisation wurden auch die nach dem kanonischen Recht festgelegten Privilegien der Stiftsgeistlichen aufgehoben. Das Kollegiatstift wurde aufgelöst. Das Stiftungsvermögen blieb als staatlich verwalteter „Allgemeiner Schul- und Studienfonds Aschaffenburg“ erhalten. Auch das Kloster der Englischen Fräulein, Sankt Maria, wurde geschlossen.
Im von Napoleon initiierten Konkordat von 1801 wurde das Bistum Mainz neu festgelegt und dem Bischof Joseph Ludwig Colmar übergeben. Die seit 1767 bestehende Privilegierte Mainzer Zeitung wurde im Mai 1801 nach Aschaffenburg verlegt und erhielt den neuen Namen Aschaffenburger Zeitung. Am 22. Juni starb der Dichter und Hofbibliothekar Heinrich Heinse.
Erthal resignierte am 4. Juli 1802 von allen Ämtern und übergab sie dem Kurfürsten und Erzbischof Karl Theodor von Dalberg. Wenig später, am 25. Juli 1802 starb Erthal in Aschaffenburg und wurde in der Stiftskirche St. Peter und Paul begraben.
Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 machte mit dem geistlich regierten Mainzer Staat ein Ende. Karl Theodor von Dalberg, der nach Erthals Tod noch als Erzbischof sein Amt antrat, musste die von Napoleon erlassenen Gesetze respektieren. Allerdings konnte als einziger der geistlichen Herrscher die Reste seines Fürstentums behalten. Für das nunmehr französische Mainz erhielt er zum Ausgleich die Städte Wetzlar und Regensburg.
Er amtierte nur noch als „Kurerzkanzler“ des Fürstentums Aschaffenburg und des Fürstentums Regensburg sowie als Erzbischof von Regensburg. Mit der Säkularisation wurden auch die nach dem kanonischen Recht festgelegten Privilegien der Stiftsgeistlichen aufgehoben. Das Kollegiatstift wurde aufgelöst. Das Stiftungsvermögen blieb als staatlich verwalteter „Allgemeiner Schul- und Studienfonds Aschaffenburg“ erhalten. Auch das Kloster der Englischen Fräulein, Sankt Maria, wurde geschlossen.
Dalberg musste Napoleon Truppen für dessen Kriegszüge zur Verfügung stellen, um die Existenz des Kleinstaates nicht zu gefährden. 1805 wurde deshalb der Grundstein zu einer Kaserne gelegt, die gegenüber dem Herstallturm lag (Ecke Goldbacher- / Weißenburger Straße). 1806 besuchte Napoleon von Dalberg erstmals in Aschaffenburg.
Er wiederholte seinen Besuch in den Jahren 1812 und 1813. Mit Unterzeichnung der „Rheinbundakte“ 1806 und der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhielt Dalberg, Günstling und Anhänger Napoleons, den Titel „Fürstprimas des Rheinischen Bundes“. 1810 verfügte Napoleon den Übergang Regensburgs an den bayerischen König und die Vereinigung des Fürstentums Aschaffenburg mit dem Großherzogtum Frankfurt. Karl Theodor stand nun einem „Primatialstaat“ vor.
Dalberg ließ 1809 den heutigen Altstadtfriedhof am Güterberg errichten. Das Theater wurde durch Dalberg von 1810 bis 1811 gebaut. Der Bau von neuen Straßen mit klassizistisch ausgestatteten Hausfassaden fällt ebenfalls in seine Amtszeit. Eine Zeichen-, eine Musik- und eine Handarbeitsschule wurden gegründet, eine Forstlehranstalt (1807) und die Universität wurde ins Leben gerufen. Die dazu notwendigen Mittel stammten aus dem Vermögen des aufgehobenen Stifts und des Klosters Schmerlenbach. Wissenschaftler und Dichter kamen in die kleine Residenz, die sogar Friedrich Schiller als Musensitz bezeichnete.
1813 brannten Kirche und Kloster der Kapuziner ab. Auch die Klosterbibliothek mit 4.000 Bänden fiel den Flammen zum Opfer. Das Kloster diente zu dieser Zeit als Notlazarett [5]. 1814 erfolgte der Wiederaufbau von Kirche und Kloster.
Mit der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig endete auch die Regierungszeit Dalbergs, der alle politischen Ämter verlor. Am 30.09.1813 brach Karl Theodor von Dalberg nach Konstanz auf [5] und kehrte nicht wieder nach Aschaffenburg zurück. 1814 übersiedelte er nach Regensburg und übte dort die geistliche Funktion des Erzbischofs aus. Nach dem Rückzug Dalbergs im September zogen österreichische und bayerische Truppen am 27. Oktober 1813 in Aschaffenburg ein. Die Verwaltung wurde durch einen österreichischen Kommandanten übernommen. Frankfurt wurde wieder Freie Reichsstadt. Andere Gebiete, die zum Großherzogtum gehörten, wurden Hessen zugeschlagen. Das Fürstentum Aschaffenburg wurde am 26. Juni 1814 von der bayerischen Regierung übernommen, nachdem Österreich und Bayern einen Vertrag über den Tausch von Tirol gegen Aschaffenburg und Würzburg abgeschlossen hatten.
Im Sommer 1814 besuchte der bayerische König Maximilian I. die Stadt. Sein ältester Sohn Ludwig I. lernte daher schon frühzeitig die Stadt kennen. Später, als König, nannte er die Stadt „Bayerisches Nizza“ und ließ in der Nähe des Schlosses das Pompejanum errichten.
1818 wurde die neue bayerische Verfassung verkündet. Der Magistrat und der neue Bürgermeister Christian Pfaff wurden gewählt. Im gleichen Jahr führte die Aberkennung des Marktrechts in Zusammenhang mit Einführung der Maut (Zoll) zu einer starken Schwächung der städtischen Finanzen. Auch der Wasserzoll wurde aufgehoben, sodass Aschaffenburg eine weitere Einnahmequelle verlor. Die Carls-Universität wurde geschlossen.
1819 wurde das Forstinstitut als Königlich Bayerische Nationalforstlehranstalt fortgeführt. Dem Kloster der Englischen Fräulein wurde die Novizenaufnahme wieder erlaubt. Die Stiftspfarrei wurde 1821 zur Stadtpfarrei erhoben. 1824 wurde mit dem Bau der städtischen Kranken- und Wohltätigkeitsanstalt an der Wermbachstrasse begonnen, die 1826 fertiggestellt werden konnte [5]. 1829 und 1836 wurde ein Teil der wertvollen Aschaffenburger Gemäldesammlung nach München gebracht. Die geplante Verlegung der Hofbibliothek in die Landeshauptstadt konnte verhindert werden. 1832 wurde der Betrieb der Forstlehranstalt eingestellt. Der Lehrbetrieb wurde ein Jahr später durch die neugegründete Landwirtschafts- und Gewerbeschule wieder aufgenommen.
Die Stadt Aschaffenburg kaufte 1833 Franz Erwein Damian von Schonborn-Wiesentheid den Schönborner Hof für 20.000 Gulden ab.
Ludwig I. (Amtszeit 1825 bis 1848) hielt sich mehrmals in der ehemaligen Kurfürstenstadt auf und das Schloss wurde für ihn zeitweilig Wohnung und Residenz. 1836 verlieh er das Aschaffenburger Stadtwappen nach dem Vorbild des Siegels der Stadt aus dem späten 13. Jahrhundert. Ebenfalls 1836 wurde die Sparkasse Aschaffenburg gegründet, die ihre Geschäftsräume bis 1913 im Rathaus hatte.
1837 wurde mit dem Bau der ersten evangelischen Kirche, der Christuskirche, begonnen und die Kleinkinder-Bewahranstalt (Suppenschule) durch den Frauenverein eröffnet. 1840 ließ König Ludwig I. durch seinen Baumeister Friedrich von Gärtner das Pompejanum, die Nachbildung einer römischen Villa, erbauen.
1842 starb der romantische Dichter Clemens Brentano im Haus seines Bruders und wurde auf dem Altstadtfriedhof in Aschaffenburg begraben.
Ludwig I. ließ 1851 Bonifatiusreliquien aus der Schlosskapelle in die Münchner Abteikirche St. Bonifatius überführen, in der er nach seinem Tod auch beerdigt wurde [1]. 1844 gründen die Englischen Fräulein eine Niederlassung im Stadtteil Damm.
854 wurde Aschaffenburg und der Spessart mit der Fertigstellung der Ludwig-West-Bahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Bahn führte von Aschaffenburg über Lohr, Würzburg, Schweinfurt und Bamberg nach Hof. Der Aschaffenburger Bahnhof wurde als zweiseitiger Kopfbahnhof errichtet. Der östliche Teil war der Endpunkt der staatlichen königlich bayerischen Staatsbahn. Im westlichen Teil endete die hessische Privatbahn mit Verbindung nach Hanau und Frankfurt, die die 16 Kilometer lange Trasse zwischen der Landesgrenze bei Kahl und Aschaffenburg gepachtet hatte [1]. 1858 wurde eine Bahnverbindung nach Darmstadt und 1876 nach Miltenberg eingerichtet.
Mit der Eisenbahn begann die industrielle Revolution in Aschaffenburg. Sie ermöglichte den Absatz von Produkten aus den nun entstehenden Fabriken.
Im Deutschen Krieg fand 1866 das sogenannte Gefecht bei Aschaffenburg statt. Auch in der Stadt selbst, am Herstallturm, lieferten sich Preußen und Österreicher erbitterte Kämpfe.
Der Schneider Johann Desch fertigte im Deutschen Krieg Maßuniformen für das preußische Militär. Dabei kam er zu dem Schluss, dass der Körper des Menschen genau zu bestimmende anatomische, zueinander in Beziehung stehende Größenverhältnisse aufweist. Nach seinem Umzug von Glattbach nach Aschaffenburg setzte Desch seine Erkenntnisse ab 1873 / 1874 in einer Fabrik um, die als erste in Deutschland mit der industriellen Herrenkonfektion begann und Herrenbekleidung in Serie produzierte.
Der später berühmt gewordene expressionistische Maler Ernst Ludwig Kirchner wurde 1880 in der heutigen Ludwigstrasse geboren.
Der Winterhafen und der Floßhafen wurden 1891 in Betrieb genommen. Die Hafenanlagen unterhalb des Schlosses, die sich an der Stelle des alten Hafens befanden, dienten den Flößern als Lagerhafen zur Überwinterung der Holzstämme. Zusammen mit dem Floß- und Handelshafen wurde auch die neue Mainbrücke eingeweiht. Die im Spessart gefällten Bäume wurden über angestaute Bäche oder Holzrutschen zum Main gebracht und in Aschaffenburg zu Flößen zusammengestellt, die über Main und Rhein bis nach Holland überführt wurden. In Verbindung mit dem Eisenbahnanschluss konnte sich Aschaffenburg zu einem Hauptumschlagsplatz für Holz entwickeln [1,5].
Die Errichtung der jüdischen Synagoge im maurischen Stil erfolgte in den Jahren 1892 bis 1893. 1896 wurde die Jägerkaserne in der Würzburger Straße fertiggestellt. Die Kaserne wird heute von der Fachhochschule Aschaffenburg genutzt.
Aschaffenburg im 20. Jahrhundert
1901 wurden die bisher selbstständigen Orte Leider (rund 640 Einwohner) und Damm (rund 3000 Einwohner) eingemeindet. Die Einwohnerzahl Aschaffenburgs wuchs damit auf etwa 22 000. Im selben Jahr erfolgte die Gründung des 1. FC Aschaffenburg. 1902 folgte die Gründung des FC Viktoria Aschaffenburg. 1904 schlossen sich die beiden Vereine zum FC Viktoria 04 zusammen. Ebenfalls 1904 wurde der Aschaffenburger Geschichtsverein gegründet und Rudolf Kempf eröffnete die erste Autolenkerschule Deutschlands.
Der Aschaffenburger Südbahnhof wurde 1906 in Betrieb genommen. 1910 kam es zur Verlegung der Forstlehranstalt nach München.
1921 wurde der Staatshafen im Ortsteil Leider eröffnet. Damit wurde der Anschluss an die damals im Bau befindliche Großschifffahrtsstraße, den Rhein-Main-Donau-Kanal, geschaffen. 1923 erfolgt die Einweihung der Kirche St. Laurentinus im Stadtteil Leider, die Herz-Jesu-Kirche wurde 1929, die St. Pauluskirche in Damm 1934 fertiggestellt.
Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten am 30.01.1933 war auch in Aschaffenburg sehr schnell spürbar. Nach dem Erlass der Reichstagsbrandverordnung am 28.02.1933, die die wesentlichen Grundrechte außer Kraft setzte, kam es auch in Aschaffenburg zu Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von KPD-Aktivisten. Im März wurde der „Beobachter am Main“ gleichgeschaltet und die bis dahin liberal geprägte „Aschaffenburger Zeitung“ wurde zum „Kampfblatt der NSDAP“. Die sozialdemokratische Aschaffenburger Volkszeitung wurde verboten. Ihr Geschäftsführer, Jean Stock, wurde verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen. Jean Stock war von 1918-1924 für die SPD Mitglied des Bayerischen Landtages und von 1920 bis 1933 Stadtrat in Aschaffenburg. Der Chefredakteur der Volkszeitung, Georg Dewald, wurde im Sommer 1933 verhaftet und wurde bis 1935 im KZ Dachau inhaftiert. Dewald, von 1924 bis 1933 sozialdemokratisches Mitglied im Landtag, konnte 1936 nach Südafrika emigrieren. Nach seiner Rückkehr 1951 wurde er von 1952 bis 1961 in den Deutschen Bundestag gewählt [5].
Bei den 5. Reichstagswahlen am 5. März erreichte die NSDAP in Aschaffenburg nur 34,7 %. Wahlsieger in Aschaffenburg mit 39,2 % war die katholische BVP , die am 4. Juli aufgelöst wurde [5]. Am 29. März 1933 wurde der Finanzbeamte, NSDAP-Kreisleiter und SS-Untersturmführer Wilhelm Wohlgemuth als Nachfolger von Wilhelm Matt zum Bürgermeister ernannt. Im April 1933 wurden die Frohsinnstrasse in Adolf-Hitler-Str. und der Freihofsplatz in Horst-Wessel-Platz umbenannt. Bereits am 03.04.1933 organisierten SA und SS einen Boykott von jüdischen Geschäften, Ärzten und Rechtsanwälten.
In der Reichkristallnacht, der Nacht vom 9.11. zum 10.11.1938, wurden die Fensterscheiben von jüdischen Geschäften und Wohnungen eingeschlagen. Bewaffnete SA-Männer setzten die Synagoge, die auf dem heutigen Wolfsthalplatz stand, in Brand und hinderten die Feuerwehr, das Feuer zu löschen. SS-Männer schossen auf den Pferdehändler Ludwig Löwenthal und den Getreidehändler Alfons Vogel. Während Löwenthal überlebte, starb Vogel einige Tage später. Die Beteiligten wurden später in einem parteiinternen Verfahren nicht aber wegen Mordes oder Totschlags, sondern für deren eigenmächtiges Vorgehen zu sehr geringen Strafen verurteilt. 1948 mussten sich die Täter vor dem Landgericht Aschaffenburg erneut verantworten und erhielten Haftstrafen zwischen 7 und 15 Jahren [1]. Am Tag nach den Pogromen wurden 20 Männer jüdischen Glaubens in „Schutzhaft“ genommen. 7 der Verhafteten sind in das KZ Dachau deportiert worden.
1939 wurde das Dorf Schweinheim mit 5281 Einwohnern eingemeindet und die Artilleriekaserne in der Würzburger Straße fertiggestellt.
Am 15. Juni 1940 erfolgte der erste Fliegeralarm für den Stadtteil Damm, am 28. September fallen die ersten Bomben auf Damm. Ab 1942 wurden die Aschaffenburger Juden in die Vernichtungslager Lublin, Treblinka, Majdanek, Sobibor, Theresienstadt und Belzec deportiert. Der Bankier Otto Wolfsthal und seine Frau Maria nahmen sich mit Tabletten das Leben, nachdem sie den Befehl zur Deportation erhalten hatten. Otto Wolfsthal (geb. 23.06.1870), Inhaber des gleichnamigen Bankhauses in der Herstallstraße, war ein großer Wohltäter der Stadt. Der Wolfsthalplatz, Standort der jüdischen Synagoge bis zum 9.11.1938, trägt seinen Namen. Von den etwa 1.000 Aschaffenburger Juden überlebten nur 12 den Holocaust [1].
1943 ließ sich Wilhelm Wohlgemuth auf Vorschlag der Aschaffenburger Ortsgruppe der NSDAP zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit wählen [5]. Trotzdem wurde er 1944 als Oberbürgermeister von Rechtsrat Hugo Häusner abgelöst, behielt aber seine Parteiämter [6].
Mit einem von britischen Bombern am 27. September 1944 durchgeführten Luftminenangriff begann die gezielte Bombardierung durch amerikanische und englische Luftstreitkräfte. Bis zum letzten Luftangriff am 25.Februar 1945 verloren in mehr als zwanzig Angriffen 671 Menschen ihr Leben [16].
Im März 1945 wurde Aschaffenburg zur Festung erklärt. Ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und die bereits stark zerstörte Stadt zu nehmen, sollte die Stadt bis zum letzten Mann vor den heranrückenden US-Truppen gehalten werden. Der unsinnige Befehl wurde mit aller Härte durchgesetzt. So wurden am 25. Februar 2 Männer wegen angeblicher Plünderung verhaftet und von einem Sondergericht am 2. März hingerichtet [17]. Die Mainbrücke wurde am 25. März gesprengt. Am 28. März wurde der verwundete, kampfunfähige Leutnant Friedel Heymann wegen „Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind“ zum Tode verurteilt. Er wurde öffentlich in der Herstallstrasse gehenkt [17]. Sein Leichnam wurde erst nach dem Einmarsch der US-Truppen am dritten April abgenommen. Am 30. März brannte das Aschaffenburger Schloß vollständig aus. Am 3. April erfolgte die Kapitulation des Kampfkommandanten Emil Lambert und die Übergabe der Stadt an das 157. US-Infanterieregiment. Nach dem Ende der Kampfhandlungen waren 1.000 Wohngebäude total zerstört, 1416 schwer und 2134 leicht beschädigt [16].
Schon am 7.April 1945 nahm die amerikanische Militärregierung ihre Arbeit auf. Der Oberbürgermeister und Kreisleiter Wohlgemuth wurde am selben Tag verhaftet. Er wurde 1948 unter Anrechnung der Internierungshaft zu 4 Jahren Sonderhaft und einer Geldbuße von 500 RM verurteilt. Darüber hinaus wurde ihm verboten, ein öffentliches Amt zu bekleiden und sich politisch zu betätigen. Ab 1952 war er als Steuerberater in Aschaffenburg tätig.
Am 14. April 1945 ernannten die Amerikaner Jean Stock zum Oberbürgermeister und Landrat. Stock war auch Mitglied der verfassungsgebenden Landesversammlung in Bayern (1946), des Länderrates (1947/48) und des Parlamentarischen Rates (1948/49). Dr. Vinzenz Schwind wurde am 30. Juli zum Leiter des neu eingerichteten Wiederaufbauamts ernannt.
Am 24. November 1945 erschien die erste Ausgabe des Main-Echos. Oberbürgermeister Jean Stock und der Alzenauer Landrat August Gräf erhielten von den US-Behörden die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung. Gedruckt wurde die Zeitung bis zum 3.4.1946 im Mainpresseverlag Würzburg [5].
Nachdem Jean Stock am 18. Dezember zum Regierungspräsidenten von Unterfranken ernannt wurde, bestellte die Militärregierung Dr. Vinzenz Schwind am 1.1.1946 zum Oberbürgermeister. Bei der Kreistagswahl am 28.April 1946 ging die CSU als Sieger hervor. Sie erhielt 28 Sitze, die SPD 14 und die KPD 3 Sitze im Kreistag. Auch die Stadtratswahl am 25. Mai 1946 konnte die CSU für sich entscheiden, die 17 Stadträte stellte. Die SPD konnte 11, die KPD 2 und die LDP ein Mandat erzielen. Am 30. Mai wählte der Stadtrat Vinzenz Schwind zum Oberbürgermeister.
1947 konnte die Brücke an der Glattbacher Überfahrt fertiggestellt und das Stadttheater wiedereröffnet werden. 1949 wurde mit der Wiederherstellung des Weinbergs am Schloß begonnen und der Wiederaufbau der St. Agathakirche beendet. Nachwuchsmangel führte 1951 zur Auflösung der Dämmer Niederlassung der Englischen Fräulein. Das Aschaffenburger Volksblatt wurde ab 1952 herausgegeben [5].
1950 wurden die Wiederaufbauarbeiten am zerstörten und ausgebrannten Schloss begonnen und 1964 beendet.
Die Städtepartnerschaft mit Perth in Schottland wurde 1956 begründet. Im gleichen Jahr wurde der Hauptbahnhof konnte fertiggestellt. 1957 wurde das 1000jährige Bestehen von Stift und Stadt mit einem Jubiläumsjahr gefeiert. Der Bau des neuen Rathauses, von Prof. Diez Brandi im neoklassizistischen Stil entworfen, wurde 1958 abgeschlossen. Papst Pius XII. erhob die Stiftskirche zur Basilica minor.
Nach seinem Tod 1959 vermachte der Arzt und Naturforscher Karl Singer der Stadt Aschaffenburg bzw. dem Naturwissenschaftlichen Museum mit nahezu 12.000 Wanzen die weltweit umfangreichste Sammlung dieser Art.
1960 wurden die Bauarbeiten am neuen Justizgebäude an der Kreuzung Friedrich- / Erthalstr. abgeschlossen. Die Kinderklinik am Hasenkopf wurde 1962 in Betrieb genommen. Die Kirchengemeinde St. Agatha konnte die Errichtung des Turms und der Marienkapelle feiern.
Im Jahr 1963 wurde das Berufsschulzentrum im Stadtteil Leider seiner Bestimmung übergeben. 1965 wurde die zweite Mainbrücke, die heutige Ebert-Brücke, für den Verkehr freigegeben, der Neubau der Willigis-Brücke wurde 1969 übergeben.
Die verkehrsreiche Herstallstraße wurde 1973 zur ersten Fußgängerzone in Aschaffenburg. 1974 wurde die City-Galerie eröffnet und die Adenauerbrücke fertiggestellt.
1975 erfolgte die Eingemeindung des Dorfes Gailbach und die Begründung der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt St. Germain-en-Laye. Ein Jahr später konnte die Jesuitenkirche als Ausstellungsraum wiedereröffnet werden. 1978 kam es zur Eingemeindung des Ortes Obernau nach Aschaffenburg.
Die Eröffnung der Eissporthalle in Leider erfolgte 1982. 1984 wurde der Landingtunnel für den Verkehr freigegeben. 1985 begann die Umgestaltung des Wolfsthalplatzes, die ein Jahr später abgeschlossen wurde. 1987 wurde das Automuseum „Rosso Bianco“ gegründet. Das Museum wurde 2006 geschlossen und die Ausstellungsstücke vom Louwman Museum in Den Haag übernommen.
1990 wurde das Klinikum am Hasenkopf eingeweiht, 1991 folgte die Fertigstellung der Unterfrankenhalle und der der Stadthalle, ein Jahr später wurde die Stadtbibliothek eröffnet.
1995 konnte der Neubau der Löwenapotheke am Stiftsplatz, eine Rekonstruktion des im Krieg zerstörten Baus, fertiggestellt werden.
Der Verein KirchnerHAUS Aschaffenburg richtete 2013 im Geburtshaus des expressionistischen Malers einen Dokumentationsraum ein. 2017 wurde dem KirchnerHAUS der Status eines Museums verliehen.
Quellen:
[1] Albrecht Sylla, Martin Hahn, Roland Ebert : Blickwinkel Aschaffenburg, Alibri Verlag Aschaffenburg, 1996
[2] Roman Fischer: Aschaffenburg im Mittelalter, Studien zur Geschichte der Satdt von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a.d.A., 1989
[3] Internetauftritt des Landkreises Aschaffenburg, http://www.landkreis-aschaffenburg.de/Filedown/41_Kapellen_62
[4] Wikipedia-Artikel Main-Donau-Kanal http://de.wikipedia.org/wiki/Main-Donau-Kanal
[5] Carsten Polnik: Aschaffenburg - Eine Reise durch die Zeit, Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V. / VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a.d.A., 2002
[6] Stadt Aschaffenburg, www.aschaffenburg.de
[7] Kirchengemeinde St. Agatha (http://www.st-agatha-aschaffenburg.de/Geschichte/geschichte.html)
[8] http://www.stiftsbasilika.de/basilika/stiftsbau_chronik.htm
[9] Artikel "Kirche zum Wohle der Geliebten gebaut", Main-Echo vom Mittwoch, 13.04.2005
[10] http://www.kunsthalle-jesuitenkirche.de/site_files/geschichte.shtml
[11] Anna Kugler, Gustav Adolf in München, in: Gudrun Gersmann / Torsten Reimer (Hg.): München im Dreißigjährigen Krieg. Ein universitäres Lehrprojekt, 1. Version vom 6.12.2000, URL: http://www.krieg.historicum.net/themen/m30jk/30jkeinfuehrung.htm
[12] Wikipedia-Artikel zu Aschaffenburg, Version vom 21. Jan 2005, http://de.wikipedia.org/wiki/Aschaffenburg
[13] Wikipedia-Artikel zu Friedrich Karl Joseph von Erthal, Version vom 11. Feb. 2005, http://de.wikipedia.org/wiki/Aschaffenburg
[14] Haus der bayerischen Geschichte, Klöster in Bayern http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/index_extern.shtml
[15] Internetseite der Muttergottespfarrei http://www.muttergottespfarrei.de/geschichte.php3
[16] Informationsblatt zur Ausstellung "60 Jahre Zerstörung in Aschaffenburg", Ausstellung im Lichthof des Rathauses, Februar 2005.
[17] Elisabeth Kohlhaas: 1945 - Krieg nach Innen, NS-Verbrechen in Aschaffenburg, Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V. / VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a.d.A., 2005
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